Warum messen wir dem echten Dialog keine Wichtigkeit mehr bei?
- Urs Treuthardt
- 16. Sept.
- 2 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 26. Nov.

Mein zweiter Blog startet bewusst mit einer Frage. Denn gerade diese Frage beschäftigt mich momentan am stärksten: Leben wir nicht gerade in einer Zeit, in der alle sagen, dass uns einzig und allein der Dialog zwischen Menschen in die Zukunft führen kann? Dass es das Gespräch mit unterschiedlichen Menschen ist – im Grunde alle mit guten Absichten –, das uns in eine prosperierende Zukunft führen kann.
Ich frage mich das, weil ich zurzeit selbst darüber nachdenke, wie ich mit meinem Prozess data:room weitermachen soll. Welchen Mehrwert ich wirklich biete, und ob mein Know-how überhaupt noch gefragt ist. Sprich: Ob es dafür einen Markt gibt. Die vielen Gespräche, die ich mit Vordenkern und renommierten Persönlichkeiten dazu geführt habe, deuten jedoch alle in dieselbe Richtung: Genau in meinem Feld – nämlich der Frage, wie wir wieder bessere Entscheidungen treffen und wie wir gemeinsam in den Dialog kommen, um echte Lösungen zu erarbeiten – nimmt man sich in der aktuellen Lage oft einfach nicht die Zeit. Denn wir sind – zumindest scheint es so – alle damit beschäftigt, das wirtschaftliche Überleben zu sichern.
All das ist natürlich verständlich; der Realität muss man in die Augen schauen. Aber ich frage mich, ob wir durch dieses Verhalten nicht noch tiefer fallen? Oft herrscht purer Aktionismus. Es fühlt sich an, als würde man im Treibsand strampeln und dadurch immer weiter versinken. Dabei hat jeder schon ein Video gesehen, in dem erklärt wird, wie man sich in solchen Fällen verhalten sollte: innehalten, Ruhe bewahren und möglichst keine ruckartigen Bewegungen machen. Zugegeben: In der Vierländerregion Bodensee gibt es nicht wirklich viel Treibsand, darum kann ich das auch nur aus Bear Grylls-Erzählungen übernehmen.
Momentan tue ich mir mit dieser Situation sehr schwer. Soll ich abwarten, bis sich die Zeiten ändern? Was sie meiner Ansicht nach aber nicht werden, denn wir befinden uns in einem geschichtlichen Normalzustand der die kommenden Jahre anhalten wird. Oder versuche ich, mit kleinen Nadelstichen – auch wenn sie noch so niederschwellig sind – die Haltung zu verändern, indem ich selbst den Beweis antrete, dass wir nur gemeinsam bessere Entscheidungen treffen können. Im Dialog und in Formaten, die diesen fördern.
Ich tendiere zum Zweiten. Denn wie Wolf Lotter so schön sagt: „Strengt euch an!“ Es ist ja auch eine Chance — für alle jene, die wissen, wie man mit solchen Situationen umgeht. Ein tatsächlicher Wettbewerbsvorteil der zweiten Ordnung also.



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